Gestern trudelten auch noch unsere entfernten Bekannten hier ein. Sie hatten es sich in einer der Grillecken gemütlich gemacht. Wir schauten nach unsrem Abendessen an Bord noch auf einen Plausch bei ihnen vorbei. Wir waren alle vier echt angetan von der Insel. Gerade als es zeit für die Kojen wurde ging sensationell der Mond auf. So etwas habe ich lange, oder gar noch nie gesehen. Sogar zu schön um den Moment mit fotografieren zu verbringen. Darum hiervon auch kein Bildmaterial.
Das hier war ein echter Volltreffer für meinen ersten fremden Hafen in diesem Urlaub. Es wäre zu schade hier in aller Herrgottsfrühe aufzubrechen. Ich schaute mal was die Strömungsvorhersage für uns bereit hielt und entschied, mittags wäre gut abzulegen. Damit stand nun auch unser heutiges Ziel fest. Doch zuvor bleibt genügend Raum um den südlichen Teil dieser Trauminsel mit den Drahteseln zu erkunden. Einen Morgenkaffee später schwangen wir uns auf die Sättel. Dank eines Navigationsfauxpas gerieten wir auf den falschen Weg, doch manchmal ist der falsche Weg vielleicht doch gar nicht so falsch wenn einem etwas gutes widerfährt?! Und so auch hier und heute. Ein Pferdchen, mitten auf dem Feld ohne eingezäunt zu sein. Niedlich, aber ist es auch lieb? Es blickte auf und blickte uns an. Langsam kam es angetrottet. Seine Kollegen konnten wir etliche hundert Meter weiter ausmachen, brav auf der Weide stehend. Doch dieser Rabauke muss sich irgendwie befreit haben. Nach beidseitigem kurzen beschnuppern konnten wir Palomino, oder wie immer der Gaul auch hieß, sogar streicheln.
Nach einer kurzen Kuscheleinheit ging es für uns weiter über die Insel zur Agersø-Skanse. Ein geschichtsträchtiger Platz längst vergangener Tage. Ob es hier wirklich zu kriegsentscheidenden Handlungen gekommen ist, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Die Kanonen sind Nachbildungen, aber der Pferdewagen ist wohl original.
Auf dem Rückweg sind Antjes Adleraugen einige Erbsenstauden am Wegesrand nicht entgangen. Wir probierten einige Schoten und befanden sie für ausgezeichnet. Zwei Hände voll davon sollten unser Abendessen bereichern. Dies taten sie auch und mundeten prima.
Zurück am Hafen begegneten wir einer rüstigen Frau mit ebenfalls rüstigem Hund. Dem Duo folgte ausfällig unauffällig eine Katze. Dies spielt zwar keine weitere Rolle, ich wollte es dennoch nicht unerwähnt lassen. Soviel sei zu den Bewohnern hier noch gesagt, viele haben wir nicht angetroffen, aber wenn waren sie alle sehr freundlich und haben uns ausnahmslos gegrüßt als wenn wir schon seit langer Zeit dazugehören würden. Damals dachten wir uns noch nicht allzu viel dabei, im laufe des Urlaubs wurde aber klar, die Leute auf den kleinen Inseln im Smallandfahrwasser sind alle so! Je kleiner die Insel, um so freundlicher wird gegrüßt!
Beim Ablegen kamen Tom und Kathrin noch vorbei um uns einen schönen weiteren Urlaub zu wünschen. Sie haben den Plan heute Nacht zu ankern und dann einen westlichen Weg einzuschlagen. Sollte jedoch das Wetter noch umschlagen könnten die beiden sich auch Skalskør vorstellen. Für diesen Fall gab ich ihnen mal meine Telefonnummer. Dann könnte ich von den Begebenheiten vor Ort erzählen oder eine SMS schreiben.
Damit ist nun auch die Katze aus dem Sack, wir fahren in die Stadt!
Wir legten gleich zweimal ab, denn kaum nahmen wir das Großsegel hoch, fiel Antje die Hafenkarte ins Auge. Ok, nicht ganz wörtlich gemeint. Also drehten wir kurzerhand noch mal um und gaben diese ordnungsgemäß im Hafengeldautomaten ab. Dann ging es gen Norden. Schönes Amwindsegeln bei prima Verhältnissen. Mittag war durch und wir hatten günstige Stromvorhersagen für die Passage des Skælskør Fjords. Die Einfahrt war erst gar nicht so einfach auszumachen, doch dann tat sich eine Lücke in der Küstenlinie auf. Wir rollten die Genua weg und genossen. Hier stimmt nun mal wirklich der Spruch: "Der Weg ist das Ziel". 1,5Knt machte die "di Lemmer" durchs Wasser, dazu wurden wir noch mit einem Knt. Strom angeschoben. Bis in die Stadt sind es ca. 3SM. So stand uns eine gute halbe Stunde Traumrevier bevor. Auch die Schlei gehört ja angeblich mit zu den schönsten Segelrevieren der Welt, dieser Fjord muss sich bei weiten nicht dahinter verstecken.
Doch bei mindestens einer grünen Tonne sollte man penibel auf das Echolot achten. Tollkühn wollte ich der Tonne ein "high five" geben und rums, da saßen wir fest. Keine große Sache, RAY zog uns rückwärts wieder frei, aber wir waren definitiv noch im Fahrwasser. Es fühlte sich auch nicht nach Schlick an. Eher eine Reuse, oder die Tonnenverankerung selbst, die wir touchiert haben. Stein, oder nicht Stein, das war hier die Frage.
Es gibt hier verschiedene Anlegemöglichkeiten. Yachthafen, Restaurantanlegebrücke, Privatstege und den Stadthafen. Wir entschieden uns für den Stadthafen. Wer nun meint das ist nichts so in der Stadt, dem kann ich nur empfehlen es zu versuchen. Ebenso wie in Faaborg der alte Stadthafen viel mehr Flair bietet als der neue Yachthafen, verhält es sich hier ganz ähnlich. Ein späterer Spaziergang zeigte aber auch durchaus positive Seiten des Yachthafens.
Wir konnten noch zwischen einer Handvoll freien Liegeplätzen wählen und machten zwischen zwei Dauerliegern fest. Hier war niemand an Bord und die Wahrscheinlichkeit Nachts keine direkten Nachbarn zu haben ist groß. So lieben wir das. Immer etwas Abstand und Ruhe.
Anleger Gin-Tonic mit Eis, denn in der Stadt ist es heiß.
Beim bezahlen der have penge (dt.Liegeplatzgebühr) traf ich den Hafenmeister an. Diesen fragte ich nach Leihfahrrädern. Deutsch spricht hier oben in Dänemark kaum noch Jemand, höchstens die Alten. Trotzdem war die Verständigung eigentlich nie ein Problem. Auch nicht so perfektes Englisch oder ein Sprachmix wurde toleriert. Er verriet uns eine Zahlenkombination für einen kleinen Blechkasten. Hierin befinden sich die Fahrradschlüssel zu den herumstehenden Fahrrädern. Falls wir uns die Nummer nicht merken können solle man ihn anrufen. Dabei würde einem schon einfallen welcher Code benötigt wird. Hä? Bei einem Blick auf die Telefonnummer wurde auch uns klar das die 4 benötigten Ziffern die letzten zu wählenden sind. Plietsch.
Wir erkundeten heute das Hafenumfeld und einen Teil der Stadt auf Schusters Rappen.
Apropos Schuster, mein linker Duschlatschen ist reif für einen. Vielleicht finden wir aber auch günstig ein neues Paar Duschschlappen. Dies war nicht der Fall und so versuchte sich Antje dran. Soviel sei verraten, der Reperaturversuch hält immer noch!
Hetzen wir morgen schon wieder weiter, oder gönnen wir uns doch mal einen Hafentag? Wir wissen es selbst noch nicht so genau.
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