23.08.2020

@Törn-Tag3 (The Big Belt Theorie)

Tatsächlich wurde Antje vor dem angekündigten Sonnenaufgang wach und weckte mich prompt auf. Laut Smartphone hatten wir noch ne knappe halbe Stunde bis wir auf See hätten sein sollen. Etwas schlaftrunken rappelte ich mich aus der Koje, blickte vom Cockpit aus Richtung Osten und erblickte Wolken am Horizont. Hm, das wird wohl heute nichts mit dem Emporsteigen des so wohltuenden Feuerballs aus der See, murmelte ich. Stattdessen zog eine alte Bekannte unweit am Hafen vorbei. Die STENA begrüßte uns. Diese treffe ich öfter auf der Kieler-Förde beim Auslaufen, doch da ist sie meist erst gegen 8Uhr zu sehen.
Nun wo wir schon mal wach und auf waren, beschlossen wir uns trotzdem langsam ablegebereit zu machen. Wir setzten Wasser für einen Guten-Morgen-Kaffee auf, Füllten die Thermoskannen mit kochendem H2O, machten das Boot klar und besuchten die Sanitäreinrichtungen. Erfrischt und munterer legten wir um 5:55uhr ab.
Der Wind entschied sich inzwischen auch dazu wach zu werden, wenngleich auch recht zaghaft.  Kaum waren Leinen und Fender verstaut, die Segel gesetzt, kehrte Ruhe im Schiff ein und die liebe Sonne blinzelte uns aus den Wolken heraus zu. Unser privater Sonnenaufgang! Schön das sie damit auf uns gewartet hat.

 Gestärkt durch ein Frühstück auf See wurde auch die vom DMI (Danmarks Meteorologiske Institut) vorhergesagte Strömung stärker. Dieses mal passte "The Big Belt Therorie". Knapp 3Knt. Fahrt durchs Wasser, dabei 5Knt. über Grund. So ein Phänomen gibt es im Straßenverkehr nicht. Schon eher kann man es mit der Fliegerei und vorherrschendem Rückenwind vergleichen.
Wir nutzen eine Teilstrecke den Tiefwasserfahrweg und machten dann einen Schlag gen Osten um dem Berufsschifffahrtsverkehr aus dem Wege zu gehen. Die Color Magic hätte ich zu diesem Zeitpunkt hier an dieser Stelle nicht erwartet.
Schon um 9:11uhr erreichten wir den Leuchtturm der Insel Omö. Omö ist die am westlichsten gelegene Insel des Smålandsfarvandet (dt.Smålandsfahrwassers).  
Damit haben wir unser eigentliches Reisegebiet erreicht!
Noch kurz um die nächste Landspitze herum und wir liefen in den hyggeligen (dt.gemütlichen) Hafen ein. Doch so ruhig wie erhofft war es dort gar nicht. Die Fähre hatten wir im Blick und machte keine Probleme, aber es war mit halb zehn die Hauptaufbruchszeit und gleich ein Duzend Yachten waren dabei abzulegen und auszulaufen. Wir wurschtelten uns durch dieses Gewusel und erspähten einen freien Platz in der hintersten Ecke. Unglaublich aber war, dieser Platz war zu schmal für unseren Luxusdampfer. Die Box nebenan war ebenfalls frei und war in der Tat einige wenige Zentimeter breiter. Festgemacht, aber noch nicht ganz angekommen. Stadt Bierchen gönnten wir uns einen Tee, mit frischer Minze aus LB, an diesem Sonntagmorgen auf einem der Hafenbänke und verfolgten das Treiben.
Ein eher flüchtiger Bekannter aus Kiel sprach uns an und erzählte etwas von einem Jazz-Saisonabschlußkonzert gegen 13uhr am Fischereihafengebäude. Saisonabschluß? Hört sich gut an. Klar, es ist Sonntag und nun fahren alle nach Hause und wir haben ab nun alle kommenden Häfen für uns allein, dachte ich in mich hinein. Doch weit gefehlt, schon ab 14uhr wurde es wieder voller im Hafen und gegen frühen Abend gab es auch wieder diese üblichen Päckchenlieger (mehre Boote nebeneinander machen längsseits aneinander fest).
Dieses wussten wir natürlich zu dem jetzigen Zeitpunkt noch nicht und erkundeten erst einmal das Hafengelände. Toll, es gibt ein Clubhaus mit astreinen Sanitäranlagen und einer Seglerküche. Sogar ein Gefrierfach konnte ich nutzen um unsren Eiswürfelbestand aufzufüllen. Nach drei Tagen sind diese nämlich spätestes aufgebraucht oder geschmolzen, obwohl wir sie in einer Thermoskanne lagern.
Die offiziellen WCs und Duschen machten auch einen guten Eindruck, nur nutzten diese ja alle anderen Gäste und wir blieben bei unseren Clubeinrichtungen. Merkwürdiger Weise wurde dieses Clubhaus kaum von anderen Seglern beachtet *freu*.
Fahrräder werden dort auch kostenfrei zur Verfügung gestellt. Nach einer kurzen Erholungspause an Bord begaben wir uns dann auch damit auf Erkundungstour. Die erste Kirche dieser Reise wurde besucht, wir kehrten in den Köpmannsladen ein und machten Rast am Dorfteich.
Als wir zum Hafen zurückkehrten lag schon der Jazz in der Luft und wir gesellten uns mit etwas Abstand zu den Hörlustigen dazu.
 


Nach dem Abendspaziergang können wir zusammengefasst festhalten, Omö ist wirklich eine Reise wert, aber für uns war es etwas zu gut besucht und mit dem Wissen von heute wären wir wohl an jenem Sonntag Vormittag noch etwas weiter gesegelt. Welches Idyll jedoch unweit von Omö am nächsten Tage auf uns wartet? Wartet ab, ihr werdet es erfahren.

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