08.09.2020

@Tørn-Tag19 (erster Regen & Livemusik)

Ich wache auf und schaue raus. Es ist grau und nass. Auch meine Gedanken sind etwas trüb. So alleine an Bord kommt einem selbst so ein kleines Boot, wie die "di Lemmer" eines ist, recht groß und leer vor. Was möchte ich eigentlich heute tun frage ich mich. Natürlich könnte ich ohne großen Aufwand in zwei Stunden im Heimathafen sein, aber nein, nach Hause möchte ich noch nicht. In den letzten drei Wochen haben wir 212SM geloggt und dabei in etwa 19Ltr. Benzin verbraucht. Ich könnte also gut die Benzinvorräte ergänzen. Wie lang der Törn und die Segelsaison noch gehen weiß ich ja noch nicht. Da kann es nicht schaden noch etwas zu bunkern. Nur am Rande sei erwähnt das 19Ltr. Benzin für 12-14Motorstunden reichen. Rechnet man also die Hafenmanöver ab, haben wir geschätzt  54 der zurückliegenden Seemeilen mit der Unterstützung von RAY absolviert. Positiver ausgedrückt sind wir  160SM gesegelt. Wie dem auch sein, Benzin muss herbei. Ich überlege mir verschiedene Möglichkeiten. Strande wäre gut, oder Antje fährt mich mit ihrem Auto zur Tankstelle in Laboe, oder ich segel heute nach Damp. Da ist auch immer etwas los und ich würde vielleicht etwas vom Törnende abgelenkt werden. Mit dieser Dampidee freunde ich mich langsam an.
Ein Telefonat später macht sich Antje mit ihrem Auto auf den Weg. Ein kleines Frühstück wartet auf uns. Dann sortiert sie ihre Klamotten. Nach der Arbeit gibt es noch ein Käffchen im Cockpit. Meine Lieblingsmitseglerin vertreibt durch Seifenblasen die düsteren Gedanken und Himmel und Stimmung hellen sich auf. Wir können es kaum fassen was wir für ein Glück die letzten Tage und Wochen hatten, einen so schönen Urlaubstörn gemeinsam zu erleben. Dann ist es soweit, Antje geht von Bord.
Ich verlasse augenblicklich den Hafen und lasse Wendtorf achteraus. Großsegel und Genua werden schon in der Hafenausfahrt gehisst. Auch die "1" am Achterstag wird ausgerollt. Ab jetzt geht es einhand weiter. Auf der Kieler-Förde muss noch mit Großschifffahrt gerechnet werden, aber durch eine minimale Kursänderung bleibt ausreichend Abstand zu den dicken Pötten.
Nach dem passieren von Bülk zickt der Wind ein wenig rum. Lässt nach, dreht, nimmt zu. Der weiß auch nicht so recht was er will. Am Ende erreiche ich Damp nach 4 Stunden und 14SM. Keine 10Minuten musste der Motor mithelfen. Nur innerhalb der Häfen ganz kurz.
An meinem Lieblingsplatz am Steg M mit blick auf die Ostsee war noch genügend Platz. Ein freundlicher Motorbootfahrer nahm die Vorleinen entgegen. Inzwischen war es auch wieder richtig sonnig geworden. Die Menschen auf den Stegen machten allesamt einen entspannten Eindruck. Hier nimmt man es mit Abstand und Masken auch nicht ganz so genau. Nicht ganz so locker wie in Dänemark, aber auch nicht so sehr verkniffen. Ich halte Abstand und habe auf jeder Seite mindestens eine freie Box. Zwei Boxen weiter liegt eine Larsen28. Die Crew besteht aus zwei Girls Anfang zwanzig. Nicht oft sieht man so junge Mädels die alleine unterwegs sind. Ich finde es positiv wenn der Fahrtenseglerinnennachwuchs sich nicht so abhängig macht von dem männlichen Geschlecht.
Erst die Arbeit und dann. Daran will ich mich halten. ich mache eine Hafenrunde, bezahle die Liegeplatzgebühren und besorge Benzin. Als die Tanks abermals bis zum bersten gefüllt sind und das Boot somit versorgt ist, kümmere ich mich um mich. Ich besorge Melone und Megaeiswürfel, wobei eigentlich Eiskugeln. Die sind zwar cool, aber es passen nicht viele von diesen in die Thermoskanne. Also musste ich notgedrungen  gleich einige verbrauchen. Melone zum Gin passt meines Erachtens viel besser als Himbeeren.
Nachmittags sorgte ein Kollege des Bibabutzebärs (bekannt aus dem Film Keinohrhasen) für ausgelassene Stimmung bei dem ganz jungen Publikum an der Strandbühne. Schon recht crasy der Typ, aber den Kindern scheint es zu gefallen.
Abends spielten an gleicher Stelle eine Kombo auf. Schon eher etwas für meinen Geschmack. Strandmadecover über etliche Zeit- und Musikepochen hinweg. Die Abendstimmung bezeichne ich mal mit chillig bis entspannt. Aus Hygienegründen durfte auf der Tanzfläche nicht getanzt werden, fehlte mir aber auch nicht.
Mit dem Skipper der 7/11 habe ich für morgen Abend noch ein Treffen vereinbart. Wir denken an Schleimünde. Doch die Windvorhersagen für Übermorgen sprechen für ein südlicheren Treffpunkt. Wohin es also geht, genau, dies ihr erst morgen seht.



07.09.2020

@Tørn-Tag18 (rolling home Teil2)

Auch heute am vermeintlich letzten gemeinsamen Morgen dieser Reise teilen wir die Tätigkeiten auf. Antje entdeckt Küste & Kirche, ich kümmere mich um Boot & Brötchen. Die 7/11 läuft tatsächlich mal vor der "di Lemmer" aus, das kommt wirklich nicht allzu oft vor. Ein kleines Frühstück gönnen wir uns noch in Bagenkop, dann schmeißen auch wir die Leinen los und begeben uns auf die Überfahrt über die weite westliche Ostsee in Richtung Wendtorf.




Etwa 25SM liegen vor uns. Zu Beginn ist es noch etwas schauklig, die zweite Hälfte verläuft prima.

Mitten auf der Ostsee habe ich leider einen Eimer beim Ausspühlvorgang verloren. Trotz sofortigem "Eimer über Bord Manöver" konnten wir diesen leider nicht retten. Da sammeln wir an Stränden immer fleißig Müll und nun versenke ich soviel Kunststoff am Stück. Zum Glück war es das einzige Ausrüstungsstück welches wir im gesamten Urlaub verloren haben, trotzdem echt ärgerlich.  
Im Hafen von Wendtorf angekommen baden wir erst mal unsere Füße. Dann verpflegen wir uns mit Fisch und Pommes beim Hafenimbiss. Antje ist heute Abend zum Geburtstag einer guten Freundin eingeladen und macht sich später zu Fuß vom Acker. Ich borge mir ein Fahrrad. Also, es war nicht abgeschlossen. Ob es nun wirklich für die allgemeine Nutzung gedacht ist weiß ich nicht ganz genau, denke aber schon. Mit dem noch drahtigem Drahtesel geht es zum EDEKA. Leider waren keine Eiswürfel zu bekommen und gefrorene Himbeeren sind nur bedingt ein Ersatz. Es ist schon merkwürdig nun allein an Bord zu sein. Ich überlege mögliche weitere Schritte für die nächsten Tage. Geht es morgen schon nach Hause, oder mache ich doch noch einen kleinen Schlenker raus auf die Ostsee? Ich weiß es nicht und ihr werdet es auch erst morgen erfahren. Erkenntnisse des Urlaubs: Heute ist heute, morgen ist morgen, wenn mal Sachen auf dem Boot im Weg liegen und stören sind es meist nicht die eigenen. Komisch, warum die eigene Unordnung mich weniger nervt als die von meinen Mitseglern ist mir noch nicht klar geworden. Dürfte, könnte, sollte doch eigentlich gar keinen Unterschied machen. Oder?