Während ich mich noch ein mal in der Koje umdrehe und im Geiste mich schon mal auf den heutigen Segeltag vorbereite, macht Antje sich langsam auf den Rückweg. Nun treffe ich alle nötigen Vorbereitungen um nachher frühzeitig aufbrechen zu können. Tatsächlich war die "di Lemmer" auslaufklar, als ihre Crew wieder komplettiert an Deck erschien. Etwas neidisch war ich aber trotzdem diesen tollen Sonnenaufgang zum größten Teil verpasst zu haben.
Um 7:47uhr verließen wir den Hafen von Kragenaes.
Wir entdeckten einige Überreste längst vergangener Piratenschlachten die hier in diesem Gebiet stattgefunden haben. Die Hanse war ebenfalls nicht gänzlich unbeteiligt an einigen Raubzügen und überfielen zum Beispiel im Jahre 1510n.C. die Stadt Nakskov. Plünderungen und Brandschatzungen inbegriffen.
Die Häfen Urne, Onsevig und Tars ließen wir heute alle samt links liegen. Eigentlich könnte man meinen wir befinden uns schon auf dem Heimweg, aber weil wir noch so ein schönes Seegebiet vor uns haben, kam dieser Gedanke gar nicht erst auf. Noch ging es vorwärts, noch ging es weiter. Unser Ziel war die sagenumwobene Nakskov-Bay.
Diese Steinaufschüttung wurde früher sicherlich als Vorposten genutzt, heutzutage kontrollieren überwiegend Kormorane wer in ihre Jagdgewässer eindringt. Um kein Unfrieden zu stiften haben wir auch unsere Piratenflagge (Sea shepherd) eingeholt. Konflikte mit ansässigen Seeleuten und den Bewohnern dieser teils winzigen Inseln möchten wir wenn möglich erst einmal vermeiden.
Als Stützpunkt für unsere kommende Abenteuer in dieser Bucht wählen wir uns Langø aus. Vor vier Jahren war ich schon mal hier. ich konnte es kaum abwarten Antje das schöne Clubhaus zu zeigen und ein kühles Bierchen aus dem Clubkühlschrank zu genießen. 7Dkr=1€=1Bier! Günstiger ist es im Supermarkt auch kaum. Um noch dichter an diesem gut eingerichtetem und gut ausgerüstetem Häuschen zu sein, parkte ich die "di Lemmer" noch mal eben um. Ein Vereinsmitglied hat mir noch verraten hinter welchem Kelch sich der Schlüssel zur Vorratskammer und dem sich dort befindlichen Gefrierschrank befindet. Wichtig für unsere Eisvorräte an Bord. ich war ganz gerührt das mir solch ein Vertrauen entgegen gebracht wurde. Schließlich wurden hier auch die Bier- und Rumfässer gelagert. War wohl doch gut ohne Piratenflagge einzulaufen ;-)
Nach der Hafenerkundungsrunde wollen wir uns gleich auch noch das Dorf anschauen. Zuvor mache ich noch eine kleine Planschbootrunde und besorgte frischen Fisch (Dorsch) an einem Fischstand der den fangfrisch angelandeten Fang der ansässigen Fischer hier für wenig Taler direkt verkauft. Zum Abendessen werde ich diesen Leckerbissen zubereiten. Solange geht er noch in den Kühlschrank. Ok, so ganz alleine ging er nicht dort hin, eher brachte ich ihn. Trug ihn sogar aus Ehrfurcht auf Händen.
Vorhin der Fischkauf gestaltete sich doch etwas komplizierter als nötig. Ich wollte meinen guten Willen kundtun und auf dänisch meine Bestellung aufgeben. Schon auf deutsch war die Wortwahl nicht so ganz ideal: "Bitte hätte ich gerne Fisch ohne Gräten, bitte" oder so. Dies noch laienhaft ins dänische übersetzt erzeugte eher Stirnrunzeln als ein Lächeln auf Seiten des Fischverkäufers. Mit einem simplen "Fiskefilet" wäre wohl dem Bestellprozess genüge getan gewesen.
Tolle Sache bei der Hitze so eine "Entfüfftungsbank". Erfrischungsgetränke befinden sich in einer kleinen Klappe. Wir hatten ja gerade erst ein Öl, sonst hätten wir sicher zugegriffen.
Statt dieser einladenden Bank wollten wir eigentlich einen Geocach finden, aber trotz Wörterbuch konnten wir mit dem Hinweis "am Ende des Rohres" nichts anfangen und blieben vorerst schatzlos.
Vorbei an einigen Straßenständen gelangten wir zur Kirche. Auch diese hat keinen eigenen Kirchturm. Das Kirchenschiff, sowie auch der Glockenturm blieben heute für uns unzugänglich, also waren verschlossen.
Auf dem Weg zum Hafen querten wir noch ein Freicampingplatz. Dieser darf von Leuten die mit Fahrrad, Kajak oder auch zu Fuß unterwegs sind kostenfrei genutzt werden.
Hafen ist schon in Sichtweite.
Noch ein kurzer Schlenker durch den Fischereihafen bevor es dran geht den heutigen Fang zuzubereiten. Gemeinsam köchelten und brutzelten wir das leckerste Abendessen des ganzen Urlaubs zusammen. Dazu diese Abendstimmung. Fantastisch, ein anderes Wort fällt mir dazu einfach nicht ein.
Erst gegen Mitternacht funkelten die Sterne deutlich am Firmament, zuvor war die Abendsonne noch zu hell. Kurz vor dem betreten des Bootes funkelte noch etwas anderes. Nein, nicht die brennende Leidenschaft, nein unter den Stegen am Schilfsaum blitzte immer mal wieder etwas auf. Was ist das? Antje holte geschwind den Badestock, oder auch Bootshaken genannt heran und verquirlte das Wasser im Hafenbecken. Unglaubliches Meeresleuchten war das Resultat. Atemberaubend!
Wieder war es ein ausgefüllter und sehr schöner Urlaubstag. Von mir aus kann es noch Wochen so weitergehen. Meine Gedanken und Träume kreisten während des Einschlafens schon von Burgen und Inselchen die erobert werden wollen. Ob es beim Traum bleibt, oder wir morgen tatsächlich auf eine unbewohnte Insel mit einer Burg darauf stoßen? Die Auflösung gibt es erst morgen? Noch ist nichts in Stein gemeißelt und die Zukunft ist noch nicht geschrieben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen